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Bauingenieurwesen, Luft- und Raumfahrt oder Flugzeugbau?

  • Veröffentlicht von Abisz (inaktiv) am 15. Aug. 2011 11:27
  • Neueste Antwort:vor 13 Jahren
Hallo alle zusammen,

ich habe ein großes Entscheidungsproblem. Ich wurde an der HAWK Hildesheim angenommen, Bauingenieurwesen zu studieren. Allerdings wurde ich auch an der FH Aachen angenommen, Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren sowie Flugzeugbau an der HAW in Hamburg. Nun kann ich mich nicht entscheiden. Vorab: Ich liebe Flugzeuge und würde am liebsten alles machen, aber genauso wie ich mich für Flugzeuge interessiere, interessiere ich mich auch für Gebäude, Tunnel, Brücken und Türme.

Mich interessiert es einfach die Statik eines Gebäudes zu berechnen, da ich ein Mathe- und Physik-Junkie bin. Nun lese ich überall das Bauingenieure keine Zukunft haben. Was ist daran dran? Ich lese genauso viel Schlechtes wie Gutes für den Beruf. Nur ich mach mir wirklich Sorgen darum. Ich habe mich jetzt auch entschieden Bauingenieurwesen zu studieren, aber ich muss ehrlich zugeben dass ich persönliche Gefühle mit in die Entscheidung genommen habe. Ich bin 19 Jahre alt und seit langer Zeit mit meiner Freundin zusammen. Sie hat eine Ausbildung als Krankenschwester in Hildesheim begonnen und deswegen war ich von dem Gedanken fasziniert, mit ihr zusammen zu ziehen.

Nur ich frage mich ob das für meinen persönlichen Lebensweg von Vorteil war, denn Luft- und Raumfahrttechnik an einer der besten Schulen in Deutschland zu studieren wäre schon echt toll. Wenn mir einer mit Gewissheit sagen könnte dass die Aussichten für den Bauingenieur nicht so schlecht wären, würde ich es auch studieren, unabhängig von meinen persönlichen Gefühlen. Ich bin in einer totalen Misere, weiß einfach nicht was ich machen soll. Hier habe ich bisher mehr Schlechtes als Rechtes gelesen und würde mich freuen wenn mir ein erfahrener Ingenieur seine Meinung mitteilen könnte.

Danke im vorraus

17 Kommentare

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    • Veröffentlicht von: Müller (inaktiv)
    • 19. Aug. 2011 19:09
    Hallo, lese doch einfach die Kommentare zum Gehalt. Dann dürfte die Entscheidung ziemlich einfach sein. Und deiner Freundin würde eine Arbeit im Klinikum Aachen sicher auch zusätzliche Erfahrung bringen. P.S.: Getrennt von dem ist die Reputation der FH Aachen "zigmal" grösser als die der "Klitsche" in Hildesheim.
    • Veröffentlicht von: Into (inaktiv)
    • 20. Aug. 2011 09:09
    Hallo,
    mache bitte nicht den Fehler und entscheide deinen späteren Berufsweg aufgrund einer Beziehung. Auch wenn es wohl derzeit nicht danach aussieht, aber sowas kann sehr schnell vorbei sein und dann stehst du mit dem vermeintlich schlechteren Studium, bzw. Beruf da. Deine Freundin wird es sicherlich verstehen, dass du dich, für das aus meiner Sicht bessere Studium in Hamburg oder Aachen entscheidest! Eine ernsthafte Beziehung wird auch diese Trennung überstehen und in den Semesterferien/Wochenenden/Urlaub habt ihr auch genug Zeit um euch zu sehen. Eventuell kann deine Freundin sich sogar um einen Ausbildungsplatz an deinem Studienort bewerben. Im späteren Berufsleben wird es beim Bauingenieur aufgrund der Arbeitszeiten und evtl. Großbaustellen in der Ferne auch schwierig mit Familie und dergleichen.

    Der Bedarf an Ingenieuren mag zwar z.Z. etwas erhöht sein, wird sich aber im Laufe der Zeit in Deutschland immer mehr verringern (siehe diverse Beiträge hier). Die meisten positiven Berichte über den Job und das Studium stammen von den Universitäten und großen Baufirmen selbst, damit sie ihre Studienplätze vollbekommen und die Bauindustrie das Lohnlevel aufgrund des großen Angebotes an Ingenieuren niedrig halten kann. Da hast du mit Flugzeugbau oder Luft- und Raumfahrttechnik einen weitaus zukunftsträchtigeres Studium als mit dem Bauingenieurwesen, letztendlich auch von der finanziellen Seite. Desweiteren gibt es so viele FHs an denen man Bauingenieurwesen studieren kann und da gehört Hildesheim sicher nicht zu den bekannten und beliebten.

    Letztendlich musst du aber selbst wissen was dir wichtiger ist. Willst du lieber die Zeit mit deiner Freundin geniessen und an einer unbekannten FH studieren oder für deine Zukunft vorsorgen und einen gut bezahlten und interessanten Beruf erlernen.
    Just my 2 cents
    • Veröffentlicht von: Tizian (inaktiv)
    • 20. Aug. 2011 10:01
    Sehr geehrter Herr Müller,
    bzgl. der Aussage, dass das Gehalt der Bauingenieure nicht sonderlich ergiebig ist, stimme ich ja zu (wobei es sicherlich auch ganz gut verdienende Bauingenieure gibt), aber die Fachhochschule Hildesheim als "Klitsche" zu bezeichnen, ist mit ziemlich grosser Unwissenheit verbunden! Speziell im Holzbau hat diese Hochschule einen ausgezeichneten Ruf, mal abgesehen davon, dass es wohl einer der ältesten Hochschulen im Bereich des Bauens in Deutschland ist.

    Mit dem Rüstzeug an Wissen, dass ich dort bekommen habe, war ich problemlos in der Lage mich nach 2 Jahren mit einem Ingenieurbüro für Tragwerksplanung und Bauphysik selbstständig zu machen. Nebenbei bemerkt, es läuft seit 8 Jahren ganz hervorragend. Der Beruf macht wirklich viel Freude und wenn ich so durch die Gegend fahre und die vielen Gebäude sehe, die ich statisch und bauphysikalisch bearbeitet habe, dann erfüllt mich das auch ein wenig mit Stolz.

    Nun zu Dir Abisz, es ist sicherlich nicht ganz so leicht nach dem Studium sofort einen gut bezahlten Job zu erhalten (wobei man ja nicht weiss, wie die Situation in 5 Jahren aussieht), aber die Möglichkeiten für einen gut ausgebildeten Bauingenieur sind nicht ganz so schlecht, wie sie in diesem Forum immer dargestellt werden. Ich wünsche Dir viel Erfolg in Hildesheim!
    Tizian
    • Veröffentlicht von: Meyer (inaktiv)
    • 20. Aug. 2011 11:43
    Hallo, die Unsicherheit verstehe ich nicht. Dieses Forum zeigt doch einen durch Fakten wie der Demographie bestätigten Trend auf. Und der lautet: wer das Potential und das Interesse für andere Ingenieur-Bereiche hat, sollte auf keinen Fall Bauingenieur werden. Dein Traum bzgl. der Berechnung von anspruchsvollen Ingenieurbauten reduziert sich zu > 90% auf die Berechnung von langweiligen Standardobjekten wie Wohnhäuser etc. und weil damit defintiv kaum Geld zu verdienen ist sind auch die Gehälter entsprechend.
    • Veröffentlicht von: FlipB (inaktiv)
    • 20. Aug. 2011 19:05
    Abisz, tu dir selbst einen Gefallen und lasse die Finger vom Bauingenieurwesen. Da du grundsätzlich technikaffin bist und du Flugzeuge ohnehin liebst, gehe in den Flugzeugbau. Das Problem am Bauwesen ist u.a., dass es einfach nicht den "modernen" Ruf der Technik hat. Maschinenbau ist hoch angesehen, Flugzeugbau sowieso, Raumfahrt überhaupt. Da geht es um Rum, Ehre und Tadel. Und was ist nun mit Bauingenieurwesen? Hohe Überstunden, schlechte Bezahlung und Stress sowie extrem schlechtes Image (Schwarzarbeit, Pfusch, schlechte Zahlungsmoral, "bringt der Gesellschaft eh nix", siehe Stuttgart 21, etc). Das hat grundsätzlich sehr schlechte persönliche Perspektiven zur Folge. Natürlich klingt es interessant: Türme, Tunnel etc. Aber wenn du auch noch ein Privatleben hast, und das hast du, und es nicht verlieren willst, lasse die Finger vom Bauwesen. Gerade wenn es um große Projekte geht, hast du deine 60 h Woche in der Regel bei entsprechend schlechter Entlohnung. Die Verantwortung kommt auch noch dazu und du kannst froh sein, dass deine Baustelle gerade noch ne schwarze Null schreibt.

    Die Bauwirtschaft in der gesamten EU schwächelt schon seit Jahren. Und zur Statik: Glaube mir, es ist wirklich nicht spannend zu bestimmen, welcher Beton verwendet werden muss, welches Eisen, wieviel und mit welchen Durchmesser ins Fundament eingebracht werden muss. Und das Tag für Tag, Stunde für Stunde, Überstunde für Überstunde (sowieso unbezahlt). Und nun stell dir vor, du designst Flugzeuge. Wie wäre es mit einem größeren Spiegel im Vordersitz für deine Freundin? ;)

    Hier etwas Lektüre (abseits der verlogenen Baulobby-Werbung an den Schulen): http://www.ilmforum.de/bau/das-dilemma-der-baubranche-mit-dem-nachwuchs.html

    Unter dem Link ist die Rede von mehr als 1000 EUR brutto weniger Monatslohn. Hochgerechnet auf 35-40 Jahre, bedeutet das, ob du dir im Vergleich zu nem Fernmeldetechniker, Elektrotechniker, Maschinenbauer etc. ein Haus und ein dickes Auto im Grünen leisten kannst, oder ob du hingegen im Pool des Maschinenbauers als Bauingenieur planschen darfst. Letzteres droht dir natürlich, und nach dem Planschen darfst du wieder in deiner 2 Zi-Wohunng verschwinden. Willst du dir wirklich das antun obwohl du als Statiker/Bauleiter/Projektleiter mit einem Bein im Gefängnis stehst?
    • Veröffentlicht von: Gerd (inaktiv)
    • 21. Aug. 2011 08:52
    Hallo Abisz,
    genau Dein Problem hatte ich auch Anfang der 90er Jahre. Dummerweise hatte ich mich damals für Bauingenieurwesen entschieden, da damals der Bau unglaublich boomte. Maschinenbau und E-Technik waren damals am Boden. Den Rest meines Schicksals kann sich jeder denken. Aber: Entscheidend ist das persönliche Interesse. Natürlich gibt auch die Arbeit als Bauingenieur einem viel zurück. Wer kann schon bei seinen Arbeitsergebnissen später sein Leben lang durch oder drüber laufen? Da gibt´s schon vieles, was einem immer wieder Freude bereitet.

    Nicht jedoch das Gehalt. Bekannte, die bei div. renommierten Fahrzeugbau- oder auch Flugzeugbaufirmen beschäftigt sind, gehen locker mit dem doppelten Gehalt nach nunmehr 15 Jahren Beschäftigungszeit als Ingenieur nach Hause. Die damaligen Anfangsgehälter lagen aber hinter meinem als Bauingenieur leicht zurück! (Stand 1995: Anfangsgehalt Bauingenieur: 5.800 DM/mon, Maschinenbau-Ingenieur: 5.600 DM/mon / Stand 2011: Bauingenieur (leitende Position): 4.200 €/mon, Maschinenbau-Ingenieur (leitende Position): > 7.000 €/mon zzgl. dicker Provisionen). Aber: Mein Wohnhaus konnte ich wesentlich günstiger, schöner und qualitativ hochwertiger erstellen als meine Bekannten.
    • Veröffentlicht von: Marms (inaktiv)
    • 21. Aug. 2011 10:48
    Du solltest dir darüber im klaren sein, dass mit dem Studium die Grundlage für ein ca. 45 Jahre langes Berufsleben geschaffen wird. Auch wenn jetzt die Bauindustrie eine stabile Phase hat, ist der langfristige Bedarfstrend für diesen Low-Tech Sektor durch die negative Bevölkerungs- / Beschäftigtenentwicklung bzw. Alterung der Gesellschaft stark fallend. Deswegen kann ich nur empfehlen, gehe in einen High-Tech Sektor wie die Luft und Raumfahrt, für den demographische Aspekte nicht relevant sind.
    • Veröffentlicht von: FEM-Studi (inaktiv)
    • 22. Aug. 2011 17:25
    Nun ja, in der Vertieferrichtung Konstruktiv gibt es bei uns am KIT eine Untervertiefung Modellieren und Berechnen. In dieser bekommst Du Grundlagenmechanik gelehrt. Mit dieser kannst Du in jeden Bereich der Industrie gehen, wo es etwas zu berechnen gibt. (Stichwort FE-Berechnungsingenieur). Zwar viel Mathe und Mechanik, aber wenn du so etwas ähnliches geboten bekommst an deiner Uni der Wahl bist du zumindest fast komplett frei in welchem Bereich du später arbeiten willst.
    • Veröffentlicht von: Michimax (inaktiv)
    • 23. Aug. 2011 16:31
    Hallo Abisz,
    wenn Du jetzt die Wahl hast, so rate ich Dir zu Luft- und Raumfahrt. Als erfahrener Bauingenieur, sowohl in der Tragwerksplanung als auch in der Baudurchführung, sage ich Dir meine qualifizierte Analyse: BAU IST EINFACH SCH..... Gruß aus dem hohen Norden
    • Veröffentlicht von: Müller (inaktiv)
    • 24. Aug. 2011 16:01
    Hallo Herr Tizian,
    mein Kommentar bzgl. der FH Hildesheim sollte die Relation zu Aachen aufzeigen. Sicher ist die FH Hildesheim durchaus honorig und erfüllt für den Microkosmos Hildesheim und Umgebung eine signifikante Ausbildungsfunkion. But, da in Zukunft der Fokus für interesante Jobs/Projekte noch mehr in Richtung Internationalität gehen wird, spielt der Bekanntheitsgrad / die Reputation der FH eine immer stärkere Rolle.

    Und in dem Zusammenhang kann m.E. festgestellt werden, dass hier die FH Hildesheim, wenn überhaupt, eine nur untergeordnete Präsenz besitzt. Aber wie schon geschrieben, für den Arbeits- und Microkosmos HI ist die FH durchaus o.k.
    • Veröffentlicht von: Ole (inaktiv)
    • 25. Aug. 2011 07:37
    Hallo,

    als ich meinen Abschluss gemacht habe, gab es kaum Moeglichkeiten in einem vernuenftigen Buero eingestellt zu werden, geschweige denn von einem Top Bauunternehmen einen Vertrag zu bekommen. Ungefaehr die Haelfte der Bauingenieure sind damals zu Airbus nach Hamburg gegangen und noch heute dort. Sie rechnen scheinbar mit Hilfe von FEM das Tragverhalten von Baustoffen aus mehreren Komponenten. Aehnlich dem Stahlbeton, wo auch zwei verschiedene Baustoffe zu einem Bauteil werden. Da sich die Situation fuer Bauingenieure kaum verbessert hat, schlage ich vor, dass Du gleich Flugzeugbau studierst. Is besser...

    Wie bewertet man eigentlich Hochschulen? Man selber hat ja nur an Einer studiert und kann sich ueber andere Hochschulen keine Meinung bilden. Ausserdem ist man seiner eigenen Uni gegenueber natuerlicherweise positv eingestellt. Davon abgesehen gibt es doch nur wirklich wenige Einrichtungen, von denen man gelungene Abhandlungen liest und Fachhochschulen gehoeren noch seltener dazu wie Unis. Von Hildesheim habe ich allerdings noch nie etwas gelesen und ich bin konstruktiver Hochbauer, nur mal so am Rande...

    Ole
    • Veröffentlicht von: CT (inaktiv)
    • 25. Aug. 2011 08:54
    @Müller: Ich bin seit 7 Jahren ausschließlich im Ausland bzw. für Auslandsprojekte tätig, unter anderem bei Projekten bei dem sich das who is who der Branche die Klinke in die Hand gab, und in all den Jahren habe ich nie jemanden über seine Hochschulvergangenheit reden hören. Ob man gut oder schlecht in seinem Job ist, hat sehr wenig mit der Hochschule, die man mehr oder weniger regelmäßig besucht hat, zu tun.

    @AbisZ: Wenn du wirklich Mathe- und Physik Junkie bist, würde ich dir unabhängig vom Studiengang empfehlen an eine Uni zu gehen wo du deine zweifelhaften Vorlieben besser ausleben kannst.
    • Veröffentlicht von: Mueller (inaktiv)
    • 25. Aug. 2011 17:58
    Hallo Mr. Ct,
    Sie bestätigen durch Ihre Tätigkeit doch meine Aussage, dass die Zukunft im Ausland liegt. In dem Zusammenhang dürfte es doch wahrlich von Vorteil sein, dass das Studium an einer international ausgerichteten (Fach-) Hochschule mit Auslandspraktika etc. absolviert wurde. Und hierauf zielte der Hinweis auf die Reputation. Mir bekannte Personaler sehen dieses durchaus als Selektionskriterium für Bewerber an.
    • Veröffentlicht von: Equilibrium (inaktiv)
    • 25. Aug. 2011 21:31
    Vor ca. 15 Jahren stand ich vor fast der gleichen Entscheidung. Ich schwankte zwischen Maschinenbau und Bauingenieurwesen. Damals dachte ich, dass das Bauwesen eine stabilere Zukunft hätte und befürchtete hohe Verkaufsrückgänge bei den deutschen Automobilherstellern im Vergleich zu den aufstrebenden Japanern und Koreanern. Heute weiß ich, dass meine Entscheidung falsch war und mein Leben um einiges angenehmer verlaufen wäre, wenn ich in der Automobilbranche statt der maroden Baubranche gelandet wäre.

    Nach meinem Bauingenieurstudium wäre ich auch fast zu einem Flugzeugbauer gegangen, um mir wenigstens meine guten Mechanik- und FE-Kenntnisse adäquat vergüten zu lassen. Aber dort kommt man dann als fachfremder Bauingenieur sicher nicht über den fleißigen Berechnungsingenieur hinaus. Dann ist es sicher besser, wenn man direkt Flugzeugbau o. ä. studiert.

    Da Du noch die Wahl hast: Studier lieber etwas anderes als Bauingenieurwesen!

    P.S.: Die Wahl des Studienfaches sollte man übrigens niemals von dem Ort der Hochschule und der Entfernung zur Freundin abhängig machen. Du musst schließlich noch über 40 Jahre in dem Beruf arbeiten. Wenn Ihr „füreinander bestimmt“ seid, werdet Ihr auch ein paar Jahre eine Wochenendbeziehung aushalten.

    P.P.S.: Die Hochschule spielt eigentlich nur bei der ersten Bewerbung eine Rolle. Nach der ersten Berufserfahrung zählt (fast) nur noch was man im Beruf gemacht hat. Allerdings erleichtert eine namhafte Hochschule den Berufseinstieg bei attraktiven Arbeitgebern und in schwierigen Zeiten, wenn ein Überangebot an Absolventen vorhanden ist.
    • Veröffentlicht von: Marc (inaktiv)
    • 14. Sep. 2011 17:32
    Hallo zusammen,

    nachdem ich (18) seit März diesen Jahres mein Abitur nun endlich in der Tasche habe, entschied ich mich kurz darauf für den Studiengang Bauingenieurwesen, der im Wintersemester diesen Jahres startet - ohne groß über die beruflichen Chancen später nachzudenken. Erst als mein Vater vor kurzem auf einer Geburtstagsfeier mit 2 Bauingenieuren sprach, bekam ich erste Zweifel. Der eine redet von guten Berufschancen und einem tollen, gutbezahlten Job während der andere seine Entscheidung, Bauingenieurwesen studiert zu haben, regelrecht verflucht. "Schlechter Job, uninteressant, schlechtes Arbeitsumfeld, 60-Stunden-Woche und ne fast gleichwertige Bezahlung wie Bandarbeiter bei Daimler" - Die Meinungen könnten nicht unterschiedlicher sein.

    Seit ich mich heute mal für einige Zeit hier im Forum umgeschaut habe, kommen mir immer mehr Bedenken. Doch wie sieht die Realität aus? Sind die Chancen und das spätere Arbeitsumfeld / die Arbeitsbedingungen wirklich so schlecht, wie von vielen hier berichtet wird? Oder melden sich hier einfach nur eine Minderheit der fertig studierten Bauingenieure zu Wort, die nur Negatives zu berichten haben? Für jeden Beitrag bin ich dankbar, je ausführlicher, desto besser.

    Gruß Marc
    • Veröffentlicht von: Equilibrium (inaktiv)
    • 15. Sep. 2011 07:34
    Hallo Marc,

    grundsätzlich ist es so, dass man in einem Beruf mit schlechten Aussichten natürlich trotzdem Karriere machen und glücklich werden kann. Anders herum kann man auch in einem Beruf mit sehr guten Aussichten unglücklich und unterbezahlt sein. Daher sind unterschiedliche Sichtweisen von Einzelpersonen ganz normal. Es gibt u. a. zwei sehr gute Indikatoren für die Berufsaussichten nach einem bestimmten Studium: Das Durchschnittsgehalt und die durchschnittliche Wochenarbeitszeit. Beide Werte kann man für unzählige Berufe im Internet recherchieren. Dabei zeigt sich leider, dass Bauingenieure unter den Ingenieuren fast immer die Schlusslichter bei den Gehältern sind, aber gleichzeitig die höchste Arbeitsbelastung haben. Das alles sagt Dir aber nur, wie der Durchschnitt aussieht und noch nichts darüber, wie es bei Dir aussehen könnte.

    Wenn Du ein sehr großes Interesse an Mathematik und Physik hast sowie ein großes Interesse an Baustellen, dann kann es unter Umständen der richtige Beruf sein. Aber Du solltest wirklich eine "Anziehungskraft" des Bauwesens spüren. Wenn Du einfach "nur etwas Technisches" studieren möchtest, gibt es sicher noch bessere Alternativen. Für das Bauingenieurstudium muss man auf jeden Fall bereit sein, ein überdurchschnittliches Engagement an den Tag zu legen, um später zu den besten 10 bis 30 % der Absolventen zu gehören. Der Beruf ist meiner Meinung nach nur dann wirklich interessant, wenn man einen sehr guten Arbeitgeber mit überdurchschnittlichen Gehältern und Arbeitsbedingungen hat. So einen Arbeitsplatz kann man sich – Talent vorausgesetzt – mit viel Einsatz erkämpfen, aber am Ende ist es nun einmal eine statistische Tatsache, dass weniger als die Hälfte aller Absolventen einen überdurchschnittlichen Job erreichen kann. Ich habe viele gesehen, die mit guten Vorsätzen ins Studium gestartet sind und entweder gar nicht fertig geworden sind oder später überhaupt nicht das gemacht haben, was sie mal wollten, sondern z. B. Berufsschullehrer geworden sind.
    • Veröffentlicht von: FlipB (inaktiv)
    • 18. Sep. 2011 01:34
    Marc, lass die Finger vom Bauingenieurwesen. Der Bauingenieur verdient gute 1000 EUR brutto pro Monat (!) weniger im Vergleich zu anderen Technikern. Anders ausgedrückt: Du verdienst als Trainee 1000 EUR brutto weniger als ein Trainee-Fernmeldetechnik. Du verdienst 1000 EUR brutto weniger als Projektleiter im Vergleich zum Projektleiter Maschinenbau und du verdienst 1000 EUR brutto weniger als Abteilungsleiter im Vergleich zum Abteilungsleiter Chemiebranche, kannst es also drehen und wenden wie du willst, du bist als Bauingenieur ein Gehaltsopfer. Es ist fraglich ob du einer Familie überhaupt etwas bieten wirst können.

    Wenn du also nicht gerade der Sohnemann vom Hochtief-Chef bist und/oder eine dicke Erbschaft vor der Türe steht, tu dir was Gutes und meide eine kaputte Branche wie die Baubranche, Perspektiven brauchst du hier nicht zu suchen. Es gibt schlicht zu viele Absolventen und Angestellte und das noch über Jahrzehnte hinweg. In der EU wird kaum noch etwas gebaut und dort wo noch gebaut wird, gibts kaum noch etwas zu holen. Die schwarzen Nullen werden nur noch vor Gericht erstritten und/oder per Nachträge eingefordert. Wenn du mit 30 aussiehst wie mit 80 dann kommt das bei den Frauen auch nicht gut an, lass wirklich die Finger vom Studium.

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