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Was ist dran an der Bilfinger Berger-Geschichte ?

  • Veröffentlicht von Marcus (inaktiv) am 22. Feb. 2010 13:51
  • Neueste Antwort:vor 14 Jahren
Nach einem Medienbericht will Bilfinger Berger seine Untersuchungen im Zusammenhang mit der Affäre um die Nord-Süd Stadtbahn Köln noch ausweiten. Das Projekt ICE-Trasse Nürnberg-München soll nun auch überprüft werden.

Die ganze Berichterstattung in Tagesschau & Co. dazu ist sehr oberflächlig, wie ich finde. Kann sich ein Berufskollege mal dazu äußern? Wie ist das mit gefälschten Protollen und dergleichen?

Grüsse Marcus

8 Kommentare

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    • Veröffentlicht von: Equilibrium (inaktiv)
    • 24. Feb. 2010 20:47
    Hallo Marcus,

    ich weiss nicht recht, welche Antworten Du Dir eigentlich zu Deiner Frage erhoffst, aber eines kann ich Dir sagen: Die Berichterstattung kann zu diesem Thema letztlich nur oberflächlich sein, so lange Journalisten ohne Ingenieurwissen darüber berichten. Für Fachleute hat die Lektüre der Zeitungen manchmal etwas unfreiwillig Komisches, da selbst einfachste Zusammenhänge von den Zeitungen auf absurd falsche Weise wiedergegeben werden. Bereits die Funktion der Bewehrung im Beton ist für Laien nicht in wenigen Sätzen erklärbar. Von Bauabläufen und statischen Nachweisen ganz zu schweigen.

    Zeitungen haben zwar oft Spezialisten für bestimmte Themen wie Sport, Politik oder Literatur nur eben nie einen Spezialisten für das Bauwesen. Und jetzt stelle man sich mal vor, wie grausam die Qualität der Berichterstattung wäre, wenn über den Spieltag der Fußballbundesliga von Journalisten berichtet würde, die erst gestern erfahren hätten, wie man dieses Spiel spielt und die zuvor noch nie ein Spiel gesehen hätten.
    • Veröffentlicht von: Zeljko Kovacevic (inaktiv)
    • 1. März 2010 12:18
    Wie immer werden solche Geschichten durch die Medien untragbar aufgebauscht. Welchen imensen Image-Schaden man den einzelnen Firmen dabei zufügt ist ungeheurlich. Selbstverständlich hat die Stadt Köln nach dem Einsturz des Stadtarchivs kaum noch Spielraum die eigenen Defizite im Bauamt und lapidablen Zustände aufzuzeigen. Deshalb hat die Stadt Köln von der ersten Minute an mit erhobenen Finger die Bilfinger Gruppe beschuldigt um von Ihren eigenen Schuld abzulenken. Sicherlich ist des für den Laien schwer so etwas nach zu vollziehen, jedoch weiß auch jedes Kind das selbst beim privaten Hausbau eine Abnahme durch das örtliche Bauamt erfolgt. Jetzt stellt sich die Frage WO, WANN und WIE die Abnahme durch das Kölner Bauamt erfolgt ist ??? Gesetzlich vorgeschriebene Kontrollen wurden anscheinend auch nicht durchgeführt.
    Des Weiteren behauptet die Konkurrenz hämischer Wiese das ca. 10 Tonnen Stahl nicht verbaut worden wären und diese auch noch angeblich von der Baustelle verschwunden sind.

    Das alles riecht sehr stark nach einem Komplott zu Gunsten des Konkurrenten HOCH -und TIEFBAU !

    • Veröffentlicht von: Michael (inaktiv)
    • 1. März 2010 21:28
    Also das Berichterstattungen nur oberflächlich sind liegt bestimmt, an dem fehlenden Fachwissen der Journalisten.
    Sollte man sich nicht viel mehr die Fragestellen, wie es passieren kann das zwischen Planung und Ausführung so große Unterschiede liegen.
    Diese Lücke sollte meiner Meinung nach geschlossen werden. Das funktioniert in meinen Augen nur durch verstärkte Kontrollen auf den Baustellen und durch einer besseren Bezahlung der Bauleistungen. Wenn man sich den Preiskampf in der Baubranche anschaut, lassen sich in der Kalkulation keine Gewinne mit einplanen, weil man sonst keinen Auftrag bekommen würde. Also muss man den Gewinn über andere Wege erwirtschaften und da gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder spare ich beim Lohn oder beim Material. Diese Einsparung führt immer zu einer Qualitätsminderung. Dann kommt noch der Zeitdruck hinzu und schon kommt ein Bauwerk zu stande, dass von der Planung abweicht und erhebliche Mängel aufweist.
    • Veröffentlicht von: Udo (inaktiv)
    • 5. März 2010 19:51
    es ist ganz klar, das die Medien da aus einer Mücke einen Elephanten machen. Die freie Meinungsäußerung der Journalisten müsste auch in andern bereichen Stark zensiert werden! Equilibrium, dieser Journalist, der erst gestern die Spielanleitung gelesen hat, ist in den Medien doch heute der große Fachmann und Experte auf dem Gebiet. Natürlich kann man sich das alles anlesen aber die Erfahrung fehlt.
    Pfusch am Bau, hat es sicher immer schon gegeben und durch das Preisdumping wird man das auch nicht unterbinden.
    Wenn die Firma welche den Stahl flechtet seine Bügelabstände einhält und bei 100 Körben je ein Bügel über bleibt, ist das dann Pfusch? Bei der größe von B&B Projekten ist das nen tropfen auf dem heißen Steien.
    Ich denke auch, das ein Mitbewerber den Stein ins rollen gebracht hat. Die Medien erledigen dann den Rest.
    Also unter Fachleuten sollte man sich keinen Stress diesbezüglich machen.
    • Veröffentlicht von: Josef Franke (inaktiv)
    • 5. März 2010 21:16
    Die Kommentare gehen alle in die gleiche Richtung; jedoch:
    Wer hat hier eigentlich mit offen Augen geschlafen? Wo ist denn die immer hochgelobte obere
    Baubehörde / die staatliche Bauaufsicht? Als Mittelständler würden wir ganz schnell in der
    Öffenlichkeit zerrissen werden; besser noch, in kürzester Zeit könnte man den Laden schließen. Wer prüft denn hier die Schlußrechnungen oder auch der Lose der verschiedenen Abschnitte? Der Baukonzern Bilfinger u. Berger hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen ausgezeichneten Namen gemacht und den will man auch zurecht behalten!
    Als Mandatsträger in der Politik gehe ich als jemand aus der "freien Wirtschaft" mit den Steuergeldern der Bürger etwas anders um, als diese "Staatsdiener".
    Da steckt "Methode" hinter und früher oder später kommt alles raus.
    Als Schiedsrichter kann ich auf dem Sportplatz auch im Amateurbereich nicht alles durchgehen lassen; es fehlt halt vielen an Gradlinigkeit und an Mut unbequeme Entscheidungen zu treffen ...
    • Veröffentlicht von: Bauleiter (inaktiv)
    • 6. März 2010 04:35
    An den Journalisten darf hier keine Kritik im negativen Sinne geäußert werden. Der Sachverhalt zum Desaster in Köln ist umfangreicher als das sich ein nicht Fachkundiger je denken kann. Bisher haben vor allem die Journalisten des WDR (Lokalzeit, AKS) vorbildlich berichtet. Noch nicht mal Kollegen aus dem Baubereich ist die Abgrenzung zwischen zivilem Recht (VOB; BGB) und öffentlichem Baurecht (hier Bauordnungsrecht) klar.

    Bilfinger hat mit der KVB (Stadt Köln?) einen Bauvertrag. Dies ist ein ziviler Vertrag (BGB; VOB). Es wurde von Bilfinger eine mangelbehaftete Leistung erbracht......Also das komplette Programm Ersatzleistung und Schadenersatz.

    Strafrecht: Diebstahl, Urkundenfälschung, eventuell sogar Baugefährdung ist ein ganz anderes Thema, das sehr gut bei der Staatsanwaltschaft aufgehoben ist. Was aber alle mehr bewegt ist das 'Verfahrensrecht'. Im Verfahrensrecht interessiert hier nur das Bauordnungsrecht. Wir haben ein gut funktionierendes Bauordnungsrecht. Unsere Prüfingenieure haben grundsätzlich einen Schutz. Im Genehmigungsverfahren werden Prüfingenieure zur, ich nenne es mal Prüfstatik, beauftragt in der Planungsphase. In der Ausführung ist es gängig Prüfingenieure auch mit der Überwachung zu beauftragen.

    Die Regel ist, dass Pfüfingenieure, die von der Genehmigungsbehörde zur Prüfung beauftragt werden, nicht direkt vom Bauherrn bezahlt werden. Diese werden von der Behörde bezahlt und der Bauherr bekommt dies in Rechnung gestellt. Gutes System, da der Bauherr so über die Bezahlung keinen Einfluss nehmen kann. Das ist ein gutes und bewährtes System. Jetzt ist in Köln der Sachverhalt so, dass die KVB sowohl Bauherr als auch Aufsichtsbehörde ist. Also keine Unabhängigkeit der Prüfingenieure mehr. Ich hab noch mehr. Dies nur ein Aspekt.

    Schade dass ich kein Journalist bin! Dies ist nur ein kurzer Abriss dessen, wass eigentlich da in Köln los ist. Ich hoffe dass die Freie Presse und der WDR die richtigen Fragen stellen kann.

    Gruss
    Ein Bauleiter
    • Veröffentlicht von: Baumann (inaktiv)
    • 8. März 2010 09:05
    In NRW ist es normalerweise so:
    der Bauherr beauftragt den Sachverständigen für die Prüfung der Standsicherheit (alter Sprachgebrauch war Prüfingenieur).
    • Veröffentlicht von: Equilibrium (inaktiv)
    • 9. März 2010 21:37
    Hallo Bauleiter,

    entschuldige bitte, aber was soll denn dieser Satz: „An den Journalisten darf hier keine Kritik im negativen Sinne geäußert werden.“ ???
    Jede Berufsgruppe darf und muss auch kritisiert werden können (natürlich auch wir Bauingenieure). Und selbstverständlich ist fehlendes Fachwissen keine Entschuldigung dafür, dass man dann eben als Konsequenz irgendetwas Falsches schreibt, nur weil man es nicht besser weiß.

    Im ganzen Land denken jetzt viele Bürger, dass ein Polier auf der Baustelle am Waidmarkt aus Geldgier 80% der erforderlichen Bewehrung verkauft hat, um sich das Geld in die eigene Tasche zu stecken und deswegen anschließend das Stadtarchiv eingestürzt ist. Dabei haben einige Zeitungen immerhin am Rande erwähnt, dass Experten die fehlende Bewehrung nicht für die Schadensursache halten. Mit letzterer Information wollten viele Zeitungen dann aber doch keinen Platz mehr verschwenden, weil es die heiße Story ja wieder erkalten lässt.

    Realistischer ist wohl eher die folgende Zusammenfassung der Geschichte:
    Bei innerstädtischen Baugruben mit einer Schlitzwandtiefe von ca. 40m werden die Bewehrungskörbe natürlich nicht auf der Baustelle gefertigt, sondern in mehreren Abschnitten angeliefert. Erst auf der Baustelle werden diese Körbe dann zu ihrer endgültigen erforderlichen Länge miteinander verbunden. Die Stöße zwischen den Körben werden natürlich in den Bereichen geringer Beanspruchung angeordnet. Und nur in diesen Stoßbereichen wird nachträglich auf der Baustelle noch Bewerehrung in Form der viel zitierten Bügel zusätzlich eingebaut. Es handelt sich dabei um eine konstruktive Mindestbewehrung, die nach Norm eingebaut werden muss, aber rechnerisch (aus statischen Gründen) nicht erforderlich ist. Der fehlende Bewehrungsanteil macht nach meinen Informationen weniger als 1% der gesamten Bewehrung innerhalb der Lamelle aus. Die Presse findet es aber viel schöner von ca. 80% fehlender Bewehrung zu schreiben (bezogen auf die eigentlich geforderte Zulagebewehrung, deren Anteil aber wiederum verschwindend gering ist). Vermutlich wurde die fehlende Bewehrung aus Zeitgründen nicht mehr eingebaut. Dies ist definitiv nicht zulässig und soll hier auch nicht schön geredet werden. Aber wer jetzt dem Polier und seiner Mannschaft unterstellt, diese hätten bewusst Menschenleben gefährdet vergisst eines: Eben genau diese Menschen arbeiten während der Bauarbeiten im temporären Schutze dieser Schlitzwände in über 20 m Tiefe. Die späteren Fahrgäste der KVB, die durch die Presseberichte zusätzlich nervös gemacht werden, benutzen die U-Bahn erst nach deren Fertigstellung, wenn die temporär erforderlichen Schlitzwände keine tragende Funktion mehr besitzen.

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