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Wird der Nachwuchs nicht ernst genommen?

  • Veröffentlicht von Legacy Forum User am 31. März 2009 17:06
  • Neueste Antwort:vor 15 Jahren
Hallo,



ohne auf meine Person einzugehen, einfach nur konkret eine Frage stellend:



Wie steht Ihr als "Alteingesessene" zu den Absolventen/Praktikanten/Werkstudenten?



- Ich meine, ich bin jung, studiere an einer "guten Uni", bringe schon reichlich "Praxiserfahrung" mit guten / sehr guten Zeugnissen mit, bin begeisterungsfähig und muss als Vollwaise mein Studium irgendwie finanzieren. Sprich 60-70 Stunden Wochen sind für mich kein Problem - das bin ich im Prinzip schon von Kleinauf als "Bauernsohn" gewohnt.



Man erzählt mir in den Firmen zwar immer, man suche Nachwuchs, ich solle bloß zusehen mein Studium durchzuziehen, schnell fertig zu werden, drückt mir Kärtchen in die Hand, man solle sich doch melden wenn man Probleme hat oder wieder ein Praktikum sucht etc.



- Bloß als Teil des Teams, bzw. persönlich akzeptiert fühlt man sich so recht nicht.



Bin ich als Vollwaise für das Thema dieses "Mentors" einfach nur zu sehr sensibilisiert, sieht der Bauleiter den Praktikanten nur als Mädchen für alles an, seid Ihr nicht bestrebt Nachwuchs für z. B. die Technische Bauleitung zu gewinnen, sie für das Nachtragsmanagment, Chance & Risk-Kalkulation oder was auch immer zu begeistern?



Ich hatte ein Praktikum, da lief es so, wie es in meinen Augen sein sollte: Ich war in jeder Sitzung dabei, hab mehr über Rethorik und Verhandlungsgeschick erfahren als mir jedes Seminar hätte vermitteln können, arbeitete unter einem BL der (da Arbeitgeberseite) sicherlich nicht ganz so gestresst war wie die Herren der eigentlichen Baukonzerne, der mir immer wieder Tipps gab, mich zum Nachdenken anregte aka "Achte mal auf XX, versuch mir danach mal zu erklären wieso er das und das gemacht hat"



War dieser BL damals einfach nur der "gute Kollege" der einen zwar auch sehr forderte, beim Mittagessen aber auch umso lockerer sein konnte, habe ich in den großen Baukonzernen, in denen ich bisher war, das Gefühl dass du billiges Personal bist.



In die Sitzungen wird man nicht mitgenommen, man stellt zwar Nachträge auf, liefert das Paket ordentlich ab, erfährt aber nie auf welcher Basis diese zustandekamen, lernt nicht wie man sie gegenüber dem AG zu Geld macht.



Mittagessen mit der Belegschaft kam nie zustande, vom Team fühlte man sich ausgeschlossen, nur mit einem oberflächlichen Lob bedankt, wenn man dem BL im typischen "Mach mal bitte" oder "Ich brauch dies bis dann und dann ..." Auftrag gut zugearbeitet hat.



War das bisher nur negative Einzelerfahrung, wie geht ihr mit Praktikanten um, erwarte ich einfach nur zu viel oder woran liegt es dass ich im Moment das Gefühl habe, diese ständige Zankerei ums Geld würde viele BL menschlich doch sehr "abkühlen" lassen ?



Grüsse

8 Kommentare

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    • Veröffentlicht von: Bauheini (inaktiv)
    • 2. Apr. 2009 19:09
    hallo simon,



    du woltest eigentlich nicht auf deine person eingehen - tust dies aber sehr ausführlich!



    warum auch nicht?!!



    das du vollwaise bist ist nicht schön, hat aber wie jede münze zwei seiten, eine schlechte und ein gute.



    deine kurzen erfahrungen haben dies auch so zu tage gebracht. denke darüber mal nach und sortiere deine erfahrungen in zwei spalten....



    versetze dich jetzt noch in die position deiner kollegen gegenüber, was denken die über dich, welche sorgen haben die wohl, ......

    • Veröffentlicht von: Simon (inaktiv)
    • 3. Apr. 2009 10:37
    Hallo,



    erstmal danke für deine Antwort. Aus deiner Antwort kann ich vielleicht lesen, dass du oder jeder X beliebige andere Praktikanten auch in 2 Spalten einteilt, bzw. von vornherein als "Lückenfüller" verteufelt und dementsprechend ernst nimmt?

    • Veröffentlicht von: Ole (inaktiv)
    • 4. Apr. 2009 10:15
    Hallo,



    es tut mir ja leid das Du Vollwaise bist, aber bringen wir das doch mal auf den Punkt. Es interressiert niemanden, ob Du keine Eltern hast, krank, alt oder sonst etwas bist. Du bist nicht im Job um Freunde zu machen, sondern um so viel Geld wie moeglich zu verdienen.



    Es gibt - besonders in Grossunternehmen - ausserdem die Tendenz Neulinge auszubremsen und auflaufen zu lassen, weil es sich bereits frueh um innerbetriebliche Konkurenz handelt. Dies ist auch durchaus von unseren Kollegen, den BWL´ern so gewollt, da Teamgeist das Risiko birgt, auch gegen das eigene Unternehmen Front zu machen, wenn es beispielsweise zu Lohnverhandlungen kommt.



    Der staendige Praktikantenwechsel fuehrt ausserdem dazu, das man sich die Namen der jungen Menschen gar nicht merken kann. Ich hatte 6 Praktikanten in 2 Jahren, meistens bleiben sie ohnehin nur 6 Monate und sind dann wieder weg. Die Grundlage fuer eine gute Leistung ist eine vernuenftige Einarbeitungszeit. Diese dauert jedoch schon so ungefaer 6 Monate. Wozu sollte jemand, der ohnehin bereits reichlich zu tun hat, sich einem Praktikanten widmen, der sobald er zu gebrauchen ist, das Team wieder verlaesst?



    Mach Dir nichts vor, das einzige was du in einem Praktikum zeigen kannst, ist Einsatzwillen und mit ein bischen Glueck erinnert sich jemand spaeter daran. Nur noch am Rand erwaehnt. Die Personalabteilung und nicht der Bauleiter stellt Mitarbeiter ein. Es ist also eigentlich scheiss egal, was fuer einen Eindruck Du machst, zumindest bei Grossunternehmen.



    Die Personalabteilung hat bisher nie, weder bei mir noch bei irgendeinem anderen Kollegen auf irgendeinen Ratschlag gehoert. Sie folgen ihren elektronischen Auswahlprogrammen und schicken uns fast nur "Vollhonks". Weiss der Teufel, wie die das auswaehlen. Ich habe bereits des oefteren versucht, gute, motivierte Praktikanten fest einzustellen, es ist mir nie gelungen.



    Davon einmal ganz abgesehen, habe ich festgestellt das nicht die mit den besten Zeugnissen und dem saubersten Lebenslauf die besten Kandidaten sind, sondern meistens die Kandidaten, die zwischen 2,0 uns 3,0 rangieren. Diese Leute werde allerdings nicht eingestellt, jedenfalls nicht von meinem Unternehmen.



    DU schreibt weiterhin das Du Sohn von Bauern bist und 60 bis 70 Stunden Arbeit gewoehnt bist.

    1. Sohn von Bauern zu sein ist weder ein Vorteil noch eine Qualifikation. Auch wenn die geschundene deutsche Landwirtschaft das gerne so haette.



    2. Ueberstunden in dem Ausmass fallen nur an, wenn man entweder schlecht organisiert ist, nicht zu Hause sein mag oder fuer Menschen arbeitet die keine Ahnung haben, was man tatsaechlich leisten kann. Letzteres kommt haeufiger vor als man glaubt.



    Ich leite ueberwiegend internationale Grossbaustellen und habe die Erfahrung gemacht, das permanente Ueberstunden nur zu Fehlern fuehren. Ueber die vergangenen 2 Jahre habe ich das systematisch ausgewertet. Ueber 85% aller Fehler die gemacht wurden, wurden am Samstag oder nach Ablauf der 8 Stunden Arbeitszeit gemacht.



    Das Sanieren dieser Maengel kostet mich mindestens das dreifache der erbrachten Leistung, weshalb auf meinen Baustellen nur 9 Stunden am Tag gearbeitet wird. Die letzte Stunde dient ausschliesslich der Reinigung oder Nebenarbeiten. Ueberstunden muessen von mir persoenlich genehmigt werden. Ich fahre bestens damit und habe wesentlich weniger Stress.



    MFG Ole

    • Veröffentlicht von: Neferteri (inaktiv)
    • 4. Apr. 2009 21:58
    Hallo Simon,



    der Nachwuchs wird in Deutschland nicht ernst genommen - und nur in Deutschland. Sonst würde man dem Nachwuchs nicht Traineejobs oder unbezahlte Praktika zumuten. Suche Dein Glück in einem anderen Land als Deutschland und Du wirst fündig. In Deutschland verschwendest Du nur Lebenszeit und Lebensenergie.



    Sorry, dass ich Dir keine positive Antwort geben konnte.

    • Veröffentlicht von: Der Statiker (inaktiv)
    • 7. Apr. 2009 09:06
    Hi,



    wenn ich ehrlich bin, ist jeder Bewerber erstmal ein "Weißes Blatt".



    Vollweise ist irgendwie bedauerlich, aber irrelevant!



    In einer Zeit des Praktikums muss man Stärken zeigen, um sich zu behaupten. Nicht immer einfach, kenn das aus eigener Erfahrung, aber eben angebracht.



    Ich hatte nie das Gefühl "billiges" Personal zu sein, und bin der Meinung, daß vieles an einem selbst liegt.



    mfg

    • Veröffentlicht von: Simon (inaktiv)
    • 7. Apr. 2009 17:42
    Äheeem, Moment !



    Es spielt für mich weder eine Rolle Waise zu sein (So ist das Leben, was soll man rumheulen ?) noch ob ich irgendein Bauernkind bin. Ich hab lediglich versucht meine Situation halbwegs zu schildern bzw. die Ursache solcher Gedanken.



    Zu Ole :



    So wie du das siehst sehe ich das ja auch, kann es aus der Situation eines Bauleiters oder Projektleiters auch verstehen, habe aber meine Zweifel, ob das wirklich eine absolute Begründung ist.



    Wenn man mir lapidar sagt "Kontrolliere die Abrechnung, nehme Aufmaß, überwache das Los" schnapp ich mir aus mir heraus das Erdbaulos, denn ich muss ja auch das LV des Subs lesen, um zu wissen, wie er wohl abrechnen will - umgekehrt mich natürlich auch an das Nachtragswesen bzw. dem LV meines Auftraggebers widmen, um zu sehen wie "wir" gerne abrechnen würden. Um dann wiederum einen für Generalübernehmer/Subunternehmer gute Lösung zu finden.



    Diese 5 Minuten konnte bisher irgendwie niemand aufbringen und so kommt man sich eine kurze Zeit, bis man den Überblick über Gewerke, Verträge etc. gefunden hat, doch ziemlich "idiotisch" vor.



    Mir ist es auch klar, dass der Personaler einstellt, Gespräche mit denen, Workshops und Seminare hatte ich mit der Sorte schon genug. Bloß habe ich zu ein paar auch sehr guten Kontakt:



    - der eine erzählt mir von Revisionen und Anlagentechnik als ich ihn im Aldi traf, den anderen besuche ich gerne noch in seinem Büro - wieso sollte man auch eine Baustelle aus den Augen verlieren ?



    - Da wirkt dieses "Wenn sie mal ins Ausland wollen, melden sie sich" oder das "In der Revision haben wir alle Hände voll zu tun, wann hast du wieder Ferien" doch im krassen Gegensatz zum sonstigen Geschäft.



    Bzgl. der Überstunden tut es mir leid, wenn du dass in den falschen Hals bekommen hast. Ich wollte damit nur betonen dass es sicherlich auch Praktikanten gibt, die auf ihre theoretisch im Vertrag stehenden X Stunden pochen, jeden Tag ihre Stunde Mittagpause haben wollen und man meinen könnte, sie hätten einen Stock im Arsch so langsam sie daherlungern.



    Überstunden standen bei den Bauunternehmen, bei denen ich bisher war, an der Tagesordnung - ob ich unbedingt unorganisiert war, mag vielleicht sein. Lag vielleicht auch daran, dass man wohl zu motiviert war, sich noch nicht in der Kunst verstand, Arbeit durch einfache Rethorik schnell zu erledigen.



    @ Neferteri :

    Und ich dachte immer Traineeprogramme hätten den Sinn den Junging in alle Bereiche halbwegs einzuarbeiten ;p



    @ der Statiker :

    Naja, irgendwie muss ich mir zwangsläufig als billiges Personal vorkommen, wenn ich mir Kosten/Nutzen Verhältnis anschaue :

    Ich bringe der Firma viel, entlaste den BL, arbeite der "Schwarzen Null" zu - um im Endeffekt wenig zu lernen. Das was ich bisher aus den Praktikas mitgenommen habe in solchen Firmen kam vielfach durch den guten Kontakt zu Polieren/Subs, bzw. langen Zugfahren wo man über vieles nachdenken konnte.



    Insofern bleib ich wohl am Ball, setze mir irgendwann selbst das Ziel meinen Praktikus mehr einzubinden - und falls nicht werde ich eben einfach Taxifahrer oder lande auf dem Amt ;)

    • Veröffentlicht von: Student (inaktiv)
    • 15. Apr. 2009 13:22
    Also ich muss sagen, dass ich ganz andere Erfahrungen gemacht habe! Ich bin im Moment auch Praktikant in einem großen Bauunternehmen und werde durchaus ernst genommen! Ich werde sehr mit einbezogen und mir wird das Gefühl gegeben, dass meine Aufgabe die ist, mehr zu lernen! Ich werde weder ausgebeutet, noch schlecht behandelt oder nicht ernst genommen!



    Und dazu, dass die Personalabteilung einstellt, ist zwar richtig, aber wenn man in seinem Praktikum einen guten Job gemacht hat, hat man defenitiv eine bessere Chance eingestellt zu werden oder glaubt ihr, dass die Personalabteilung nicht mit den Bauleitern oder sonst wem in Kontakt steht, um zu fragen, wie man sich angestellt hat, wenn man in der Bewerbung erwähnt, dass man schon in der Firma gearbietet hat. Außerdem kommt man sonst doch gar nicht an die "guten" Jobs, die intern "vergeben" werden, bevor sie überhaupt in irgendeiner Zeitung auftauchen.



    Ein Bein in einem Unternehmen zu haben, bringt auf jeden Fall große Vorteile mit sich und dass man als Neuling nicht ernstgenommen wird, kann man auch nicht so pauschalisieren!
    • Veröffentlicht von: Simon (inaktiv)
    • 19. Apr. 2009 22:02
    We will see what happens ...



    Vielleicht erwartet man auch als Frischling auch noch zu viel. Wieso sollte man auch ernst genommen werden, wenn man noch nicht mal im Vertieferstudium ist?



    Auf jeden Fall hab ich mittlerweile eine ganz nette Bewerbermappe und werde in nächster Zeit mal mein Glück direkt in Frankfurt versuchen, Mappe schnappen, Unterlagen dalassen und schauen, ob es auch auf diesem Wege geht.



    Ansonsten werde ich so oder so mal ins Ausland schnuppern. Vielleicht sind dort ja noch mehr Ingenieure und weniger Juristen beschäftigt.

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